Die Kriegsregeln im Islam zeigen die Gerechtigkeit des Islam und die Ablehnung der Ungerechtigkeit

Die grundsätzliche Regel in Bezug auf die Nichtmuslime aus islamischer Sicht ist der friedliche Umgang mit ihnen, denn Islam bedeutet Friede. Dennoch hat der Islam den Krieg nicht verboten, sondern er hat ihn sogar angeordnet, wenn alle des Friedensversuche scheitern. Das gilt in vier Fällen:

  • Bei der Verteidigung der Religion, des Lebens, der eigenen Familie oder des eigenen Landes dürfen Muslime Krieg führen. In diesem Zusammenhang sagt der Qur´an: Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter.
    (Qur´an 2:190)

  • Bei der Beseitigung des Unrechts und der Unterdrückung der Menschen überhaupt, auch wenn die Unterdrückten keine Muslime sind. Und dies zeigt die Humanität im Islam. Allah ( y) sagt: Was ist mit euch, dass ihr nicht auf Allahs Weg, und (zwar) für die Unterdrückten unter den Männern, Frauen und Kindern kämpft, die sagen: “Unser Herr, bringe uns aus dieser Stadt heraus, deren Bewohner ungerecht sind, und schaffe uns von Dir einen Schutzherrn, und schaffe uns von Dir aus einen Helfer”.
    (Qur´an 4:75)

    Und Allah ( y) sagt: Wenn sie euch jedoch um der (euch gemeinsamen) Religion willen um Hilfe bitten, dann obliegt euch die Hilfe, außer gegen Leute, zwischen euch und denen ein Abkommen besteht. Und was ihr tut, sieht Allah wohl”.
    (Qur´an 8:72)

  • Beim Brechen eines Versprechens und Nichteinhalten von Abmachungen. Allah ( y) sagt: Wenn sie ihre Eide aber nach Vertragsabschluß brechen und eure Religion schmähen, dann kämpft gegen die Anführer des Unglaubens – für sie gibt es ja keine Eide -, auf dass sie aufhören mögen. Wollt ihr nicht gegen Leute kämpfen, die ihre Eide gebrochen haben und vorhatten, den Gesandten zu vertreiben, wobei sie zuerst gegen euch (mit Feindseligkeiten) anfingen? Fürchtet ihr sie? Aber Allah hat ein größeres Anrecht darauf, dass ihr Ihn fürchtet, wenn ihr gläubig seid.
    (Qur´an 9:12-13)

  • Im Falle einer ungerechten Gemeinschaft gegenüber einer islamischen Gemeinschaft, die es ablehnt, Gerechtigkeit walten zu lassen. Allah ( y) sagt: Und wenn zwei Gruppen von den Gläubigen miteinander kämpfen, so stiftet Frieden zwischen ihnen. Wenn die eine von ihnen gegen die andere widerrechtlich vorgeht, dann kämpft gegen diejenige, die widerrechtlich vorgeht, bis sie zu Allahs Befehl zurückkehrt. Wenn sie zurückkehrt, dann stiftet Frieden zwischen ihnen nach Gerechtigkeit und handelt dabei gerecht. Allah liebt ja die Gerechten.
    (Qur´an 49:9)


    Wenn der Feind aber den Kampf gegen die Muslime aufgibt und sich zum Frieden wendet, so müssen die Muslime dasselbe tun und den Kampf einstellen. Allah ( y) sagt: Wenn sie sich jedoch von euch fernhalten und dann nicht gegen euch kämpfen, sondern Frieden anbieten, so hat euch Allah keine Veranlassung (keinen Weg) gegeben, gegen sie (vorzugehen)”.
    (Qur´an 4:90)

    Was andere Arten der Kriege anlangt, etwa wie die Kriege wegen Expansion, Annexion, Hegemonie, Racheaktionen oder Kriege, welche nur aus Wunsch auf Machtzeigen oder wegen Stolzparaden geführt werden; Kriege, welche nur zur Ruinierung und Verwüstung führen, die sind im Islam völlig verboten. Denn selbst der Krieg ist im Islam ein Akt, der um Allahs willen unternommen wird, um Allahs Wort und Gesetz bekannt zu machen. Der Krieg ist, islamisch gesehen, kein Akt der nach persönlichen Neigungen oder menschlichen Gelüsten ablaufen darf. Allah ( y) sagt: Und seid nicht wie diejenigen, die aus ihren Wohnstätten hinauszogen, in Übermut und aus Augendienerei vor den Menschen, und die von Allahs Weg abhalten. Allah umfasst, was sie tun.
    (Qur´an 8:47)

    Und der Gesandte Allahs ( s) sagte: “Wer deswegen kämpft, um Allahs Wort zu erhöhen, der kämpft um Allahs willen.”
    (Überliefert bei Muslim)

    Obwohl der Islam den Kampf als Notwendigkeitslösung erlaubt, hat er jedoch Regelungen und Verhaltensvorschriften festgelegt, denen der Muslim im Krieg folgen muss: z. B. darf keiner von den Feinden außer denjenigen getötet werden, die sich an dem Kampf beteiligen oder dabei helfen. Zivile, alte und kranke Menschen, Frauen, Kinder, Priester, Mönche, Mediziner u.a. dürfen nicht getötet werden. Ebenfalls werden ihre verwundeten Krieger verschont, die Leichen ihrer Toten dürfen nicht verstümmelt, ihre Tiere nicht getötet, ihre Häuser nicht zerstört werden. Ihre Brunnen und Wasserquellen dürfen nicht verschmutzt oder vergiftet werden, ihre flüchtenden Soldaten nicht verfolgt werden. Die Tötung eines dieser Menschen gilt als Unheilstiftung auf Erden, die Allah verboten hat. Allah ( y) sagt: …..Und trachte nicht nach Unheil auf der Erde, denn Allah liebt nicht die Unheilstifter.
    (Qur´an 28:77)

    Und der Gesandte Allahs ( s) sagte: “Bekämpft im Namen Allahs und um Allahs willen diejenigen, die an Allah nicht glauben. Erobert, aber betrügt nicht. Verstümmelt keine Leichen und tötet keine Kinder!”
    (Überliefert bei Muslim)

    Und Abu Bakr, der Wahrhaftige ( d), pflegte seinen Kriegsführern vor dem Marsch zum Kampf folgendes zu sagen: “Hört zu, damit ich euch zehn Ratschläge gebe, die ihr im Kopf behalten müsst: Betrügt nicht und verratet nicht! Keiner von euch darf etwas als Beute heimlich zu sich nehmen! Verstümmelt keine Leichen, tötet keine Kinder, keine alten Männer und keine Frauen! Schneidet keine Dattel- und Fruchtbäume ab, verbrennt keine Dattelbäume! Schlachtet kein Schaf, kein Kamel und keine Kuh außer zum Essen! Ihr werdet an Menschen vorbeikommen, die sich in Kirchen und Tempeln für den Gottesdienst zurückgezogen haben, lasst diese sich ungestört mit dem beschäftigen, dem sie sich widmen.”
    (Al Tabary)

    Der Krieg muss erklärt werden, bevor man ihn beginnt, damit kein Betrug begangen wird. Denn der Krieg im Islam hat moralische Werte und unterliegt bestimmten Prinzipien, die auf Gerechtigkeit gegenüber den Kriegern beruhen.
    Einen Beweis hierfür liefert ein Vorfall, als Omar Ibn Abdel- Aziz (Möge Allah Sich seiner erbarmen) das Kalifat übernommen hatte, da kam eine Delegation von den Bewohnern von Samarkand zu ihm und beschwerte sich darüber, dass der Führer Qutaibah ihre Stadt ohne Vorwarnung gestürmt hatte. Daraufhin schrieb Omar an seinen Mitarbeiter, dass er einen Richter (Kadi) für sie wählen sollte, um diese ihre Angelegenheit zu untersuchen. Wenn der Richter der Meinung sei, dass die Muslime das Land verlassen müssen, so sollten sie dies tun. So wurde der Richter Jumayeh Ibn Hader Al-Baji dafür bestimmt, diese Angelegenheit zu bearbeiten. Nach der Untersuchung beschloss der Richter, dass die Muslime diesen Ort verlassen müssen und machte den Führer Qutaibah darauf aufmerksam, dass sie sich den islamischen Kriegsprinzipien unterwerfen müssen, indem sie die Bewohner von Samarkand vorwarnen, damit diese sich auf einen Krieg vorbereiten können. Jedoch waren die Einwohner
    Was die Kriegsgefangenen betrifft, so dürfen sie aus islamischer Sicht niemals gefoltert, erniedrigt, eingeschüchtert werden; hunger, dursten oder verstümmelt werden. Vielmehr müssen sie aufs Beste behandelt werden, denn so verhalten sich Muslime, die Allah im Qur´an gelobt hat; Allah ( y) sagt: Samarkands von einem Kampf abgeneigt und berichteten dies den Muslimen. Und sie geben – obwohl man sie liebt (aus Liebe zu Ihm) – Gebt zu essen einem Armen, einer Waisen und einem Gefangenen: “Wir speisen euch nur um Allahs Angesicht willen. Wir wollen von euch weder Belohnung noch Dank.
    (Qur´an 76:8-9)

    Der islamische Staat hat das Recht darauf, die Gefangenen gegen oder ohne Lösegeld oder gegen muslimische Gefangene freizulassen. Allah ( y) sagt: Danach (lasst sie) als Wohltat frei oder gegen Lösegeld, bis der Krieg seine Lasten ablegt.
    (Qur´an 47:4)

    In dem Fall, dass es sich bei den Besiegten um die Leute der Schrift (wie Juden oder Christen) handelt, soll keine Gewalt gegen sie geübt werden, ihr Vermögen soll nicht angetastet werden, ihre Würde muss bewahrt bleiben, ihre Häuser dürfen nicht zerstört werden und man soll keine Rache an ihnen üben. Vielmehr soll man sie friedlich behandeln, ihnen das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten, ihnen Gutes tun, sie gerecht behandeln, die Gleichheit umsetzen und ihren Glauben respektieren. Allah ( y) sagt: (Ihnen) die, wenn Wir ihnen eine feste Stellung auf der Erde verleihen, das Gebet verrichten und die Abgabe (Zakaat) entrichten, das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten. Und Allah gehört das Ende der Angelegenheiten.
    (Qur´an 22:41)


    Und den besten Beweis hierfür, lieferte der zweite Kalif der Muslime, Omar Ibn Al-Khattab ( d). Er schloss einen der wichtigsten Verträge in der Geschichte mit dem Volk Jerusalems (Bait Al-Maqdes), als er die Stadt kurz nach der islamischen Invasion Palästinas besuchte. Der Vertrag lautete: (“Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Dies ist der Sicherheitsvertrag, den der Diener Allahs, Omar Ibn Al- Khattab ( d) Amir Al-Mu`mineen (Führer der Gläubigen), dem Volk Jerusalems gegeben hat. Dieses Volk muss seines Lebens, Vermögens, seiner Kirchen und Kreuze sicher sein. Diese Menschen dürfen ob ihrer Religion nicht gezwungen werden und keiner von ihnen soll beschädigt werden). Hat die Geschichte so eine edle Verhaltensweise, so eine Gerechtigkeit und so eine Toleranz erlebt, die ein Sieger dem Besiegten erwiesen hat? Obwohl Omar ( d) zur seiner Zeit in der Lage gewesen wäre, dieses Volk zu allen erdenklichen Bedingungen zu verpflichten, die er wollte? Was Omar ( d) aber zu diesem toleranten Verhalten bewegte, ist die islamische Gerechtigkeit und das Bemühen, Allahs Religion und Schari'a (die Gebote, Rechte und Pflichten) in Liebe zu verbreiten. Der Islam verpflichtet die besiegten Nichtmuslime dazu, einen kleinen Betrag als Kopfsteuer (Jiziah) jährlich zu zahlen. Für diesen Tribut gibt es drei Kriterien:

    • Was die Reichen zahlen müssen, und das beträgt 48 Dirham1 im Jahr.
    • Was die mittelständigen Händler und Bauer u. a. zahlen, und das beträgt 24 Dirhams im Jahr.
    • Was die Arbeiter und die Handwerker zahlen, und das sind 12 Dirhams im Jahr.

    Dieses Geld wird als Gegenleistung für den Schutz ihres Lebens, ihrer Ehre und ihres Besitzes und auch dafür bezahlt, dass sie alle Rechte haben, die die Muslime selbst beanspruchen. Der berühmte islamische Kriegsführer Khaled Ibn Al-Walied ordnete in einem seiner Verträge an:
    “Ich habe mit euch den Vertrag geschlossen, dass ihr den Tribut gegen den Schutz von unserer Seite zahlt. Wenn wir euch schützen, nehmen wir ihn. Wenn nicht, dann zahlt ihr den Tribut nicht, bis wir euch schützen können.”

    Die Forscherin L.Veccia Vaglieri sagte:
    "Diese Bevölkerung besitzt ihre Freiheit, ihren alten Glauben und ihre Traditionen zu behalten unter einer Bedingung, dass diejenigen, die den Islam ablehnen, eine gerechte Kopfsteuer an die Regierung zahlen, sie wird Jiziah genannt. Diese Kopfsteuer war nicht so hoch, wie die Steuer, die die Muslime an ihre Regierung zu zahlen pflegten. Als Gegenleistung dafür haben diese Menschen den Schutz ihres Lebens, ihrer Ehre und ihres Besitzes wie auch alle Rechte, die die Muslime selbst auch beanspruchen."

    Ein Beweis für die Gerechtigkeit des Islam, sein Verbot der Ungerechtigkeit und dass der materielle Gewinn nicht sein Ziel ist, ist, dass nicht jeder die Kopfsteuer (Jiziah)) zahlen muss. Arme, Kinder, Frauen, Klerus, Körper- und Geistesbehinderte und Schwerkranke sind davon befreit. Vielmehr ist der islamische Staat dazu verpflichtet, alle Kosten für Behandlung und Verpflegung dieser Menschen zu übernehmen. Khaled Ibn Alwalied schreibt in seinem Vertrag mit dem Volk von Al-Hira: “Jeder alte Mann, der nicht mehr arbeiten kann, jeder Kranke, jeder Reiche, der verarmt ist, so dass seine Glaubensgenossen ihm Almosen zu geben beginnen, denen soll die Kopfsteuer erlassen und eine Unterstützung aus der Staatskasse gegeben werden, die ihnen und ihren Angehörigen ausreicht.” (Al Khirag von Abi Yousef)

    Diese Anordnung hat Omar zum ersten Mal gemacht, als er eines Tages einen jüdischen betagten Mann sah, der die Menschen um Almosen bat. Er fragte nach seiner Person und erfuhr, dass er zu denjenigen gehört, die Kopfsteuer zahlen müssen. Da sagte Omar: “Wir wären mit dir nicht gerecht, wenn wir den Tribut von dir kassieren, als du noch jung und kräftig warst und dich jetzt in deinem hohen Alter zugrunde gehen lassen.” Omar nahm den Juden bei der Hand, führte ihn zu sich nach Hause und gab ihm, was er an Nahrung und Kleidung bei sich fand. Sodann schickte er einen Boten zum Schatzmeister der Staatskasse und befahl ihm: “Prüfe den Fall dieses Mannes und seiner Genossen und gib ihnen von der Staatskasse der Muslime, was ihnen und ihren Angehörigen genügt. Denn Allah sagt: Die Almosen sind nur für die Armen, die Bedürftigen. (Qur´an 9:60)

    Die Armen sind die Muslime und die Bedürftigen sind die Leute der Schrift.”
    Die deutsche Forscherin Lise Lichtenstädter kommentiert das tolerante Verfahren der Muslime wie folgt:
    “Die Muslime stellten die Perser und die Römer nicht vor die Wahl, den Islam anzunehmen oder durch das Schwert zu sterben, sondern sie gewährten ihnen die Wahl, den Islam oder den Tribut anzunehmen. Das ist ein Plan, der deswegen lobenswert ist, weil er auf viel Aufklärung hingewiesen hat, als er später in England während Elisabeths Regierung angewendet wurde.”

    Was die Vertragsträger innerhalb des nicht islamischen Staats anbetrifft, so müssen ihre Rechte vollkommen gewahrt werden, ohne dass ihnen Unrecht, Aggression oder Missbrauch zuteil wird. Allah ( y) sagt: Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiss, Allah liebt die Gerechten.
    (Qur´an 60:8)

    Ebenfalls sagte der Gesandte Allahs ( s):
    “Wer gegen einen Vertragshalter Unrecht verübt, ihn mit mehr Arbeit beauftragt, als er aushalten kann oder ihm etwas ohne seine Bewilligung entreißt, dem bin ich am jüngsten Tag sein Gegner, der ihn bewältigen wird.” (Überliefert bei Abu Dawud)